In den Vorgesprächen bezüglich meiner neuen Orchesterkomposition für das Brucknerorchester konnte ich meinem Wunsch Ausdruck verleihen, dieses Stück einfach „Bruckner“ zu nennen. Bruckners Klanggebirge haben mich bereits als Kind fasziniert, ich liebte es, zu seiner Musik Bücher – meist mit geschichtlichem Inhalt – zu lesen. Die Musik hat mich zu Reisen durch diese Bücher mitgenommen, ich war mittels der Musik mitten drin. Die Person des Komponisten ist mir bis heute aber fremd geblieben, wobei ich mir sicher bin, dass in diesem Menschen gewaltige, durchaus gegensätzliche Kräfte am wirken waren, die in ihrer Dialektik zu den genialen Eruptionen seiner Werke geführt haben. Bei der Widmung an den Menschen dahinter versuche ich – selbstverständlich ohne Zitate – meine Erlebnisse mit Bruckners Musik, in meine Tonsprache übersetzt, zurückzurufen. Kalkül mit dem kompositorischen Zeitgeist spielt dabei keine Rolle. Klar war, ich brauche die große Form, also haben wir uns auf eine halbe Stunde Werkdauer geeinigt. Weiters spielt der Untertitel „Über die Mathematik des Brausens“ eine große Rolle, betrifft er doch das metrische – polymetrische Skelett meiner musikalischen Organismen und holt mich in die projektierte Spannungskurve zurück, wenn alles auszuufern droht. So wie Drachen zähmen in etwa…

Ich hätte so gerne Bruckner an der Orgel improvisieren gehört !

Christoph Cech, 12.11.2024